24. Januar 2015
Workshop Wabi-Kusa
von Stephan Mitschik
Begrüßung und Ehrung
Claus-Dieter Junge begrüßt in seiner Funktion als Vorsitzender der Regionalgruppe Bayern-Süd des Arbeitkreises Wasserpflanzen die zahlreichen Anwesenden zum ersten Treffen des Jahres in der Gaststätte „Amperlust“ in Esting und wünscht allen ein erfolgreiches und gesundes Neues Jahr 2015. Zugleich bedankte sich Junge bei den ehrenamtlich tätigen Helfern, die den Internet-Auftritt, die Flyer und die Versorgung mit aquaristischem Material sicherstellen mit einer Pralinenschachtel. Stolz konnte der AKW-Vorsitzende verkünden, dass für 2016 schon zwei Referenten aus den eigenen Reihen feststehen.
Workshop „Wabi-Kusa“
Zu Beginn des Workshops „Wabi-Kusa“ erzählt Claus-Dieter Junge von der Heimtiermesse Hannover im Januar 2014, auf der er zum ersten Mal mit den „lebenden Blumen“ Ikebana in Kontakt kam, die in Tassen oder Schalen ausgestellt waren. Im Aquascaper-Wettbewerb des German Aquatic Plant Layout Contest (GAPLC) gibt es seit neuestem auch die Kategorie „Wabi-Kusa“ als Konkurrenz zusätzlich zu den Kategorien „Nano“ und „Standard“. In einem Workshop in Karlsruhe, veranstaltet von der Firma ADA, lernte Junge dann die Kunst der Bepflanzung von Gefäßen aller Art kennen. Erfunden in Japan vom Aquascaping-Star Takeshi Amano, dient Wabi-Kusa den Japanern als eine Art der Resteverwertung. So können aus übrig_gebliebenen Pflanzen, die in Ballen aus matschartigen Substraten gesteckt werden, in Vasen, Tassen oder anderen Gefäßen ansehnliche Schmuckstücke entstehen.
Zubehör
Um ein schönes Wabi-Kusa einzurichten, braucht es nicht viel mehr, als in einem Wasserpflanzen-Freund/Aquarianer-Haushalt nicht ohnehin vorhanden sein sollte: Schere, Pinzette und Spatel, Nähgarn, einen Glasbehälter, und als Substrat entweder einen Soil, also ein in der Aquaristik seit ein paar Jahren gebräuchlicher Bodengrund. Alternativ lässt sich statt dem Soil auch ein Aufguss aus Torfmoos hernehmen. Zudem sind zur Herstellung des Substratballens eine farbige Nylonsocke oder ein dünnes Fleece und dunkles Nähgarn erforderlich. Zur Pflege des Wabi-Kusa ist eine Spritzflasche gefüllt mit destilliertem Wasser unerlässlich, damit die Pflanzen schön feucht bleiben und nicht austrocknen.
Einrichtung
300 ml Soil werden in den Strumpf gegeben und mit reichlich Garn in Form eines Ballens abgebunden. Das obere Ende der Socke kann dann oberhalb der Einschnürung abgeschnitten werden. Das Substrat muss zunächst für 24 Stunden gut gewässert werden. Dann kann mit der Bepflanzung begonnen werden. Dazu eignen sich prinzipiell alle Pflanzen, die gut emers wachsen, wie zum Beispiel Fittonia, aber auch zahlreiche bekannte Wasserpflanzen wie Cryptocorynen, Hydrocotyle tripatita, Hygrophila lancea, oder Pogostemon-Arten. Echinodorus-Arten sind NICHT als Wabi-Kusa-Pflanzen geeignet, da sie schlicht zu groß wachsen. Als Basis für den Ballen eignen sich vor allem Moose. Um Stängelpflanzen in den Ballen einsetzen zu können, muss zunächst mit der Pinzette ein Loch in den Ballen gestochen werden, um dann die Pflanze schadlos an diese Stelle zu stecken. Wichtig ist hierbei, dass der Ballen schön fest gebunden ist, damit er nicht zu stark beim Einstechen nachgibt. Als Tipp folgt nun noch die letzte Zutat für ein schönes Wabi-Kusa: PHANTASIE, IDEEN! Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Das gilt auch für den letzten Schritt der Einrichtung: Je nach Höhe der Bepflanzung oder Größe des Substratballens können unterschiedlichste Gefäße zur Aufbewahrung dienen. Sei es die Kaffeetasse aus dem Service der Großmutter oder die niedrige Plastikschale: nahezu alles ist möglich! Zur Dekoration und um den Ballen etwas zu verdecken, kann man etwas Soil noch außen herum in das Gefäß geben.
Pflege
Zum Einwachsen der Kultur empfiehlt es sich, eine Frischhaltefolie über das Gefäß zu spannen, um die Feuchtigkeit zu bewahren. Zudem sollte das Kunstwerk unter einer Lampe stehen, um das Wachstum der Pflanzen (Photosynthese) zu ermöglichen. Hier bieten sich Schreibtisch-Lampen mit LED-Technik an. Diese sind günstig zu erwerben und sind sehr energiesparsam. Um auch Frischluft-Zufuhr zu ermöglichen, sollte die Kultur ab und zu geöffnet werden. Ist das Wabi-Kusa dann schließlich gut eingewachsen, kann die Folie dauerhaft entfernt werden.
Ergebnisse des Workshops und weitere Tipps
Die Ergebnisse der neun von den Teilnehmern fertiggestellten Wabi-Kusas konnten alle Anwesenden im Anschluss in einer kleinen Ausstellung bewundern.
Nach dem praktischen Teil des Workshops zeigte Claus-Dieter Junge noch einige Bilder als weitere Anregung für Bepflanzungen und mögliche Gefäße. So kam es noch einmal zu einer Diskussion über geeignete Substrate, bei der ein Teilnehmer, der sich schon mehrere Jahre mit dieser Kulturform beschäftigt, auf eine weitere Möglichkeit hinwies: Statt in einem Damenstrumpf mit Soil lässt sich das Substrat auch mit Torf und Akadama-Erde herstellen, die aus der Bonsai-Kultur stammt. Weitere Dekorationsstile aus Fernost sind beispielsweise Iwagumi (Steingärten, auch bepflanzt) oder Kokedama (bepflanzte Moosballen).
Versteigerung und Pflanzenlotto
Vor dem obligatorischen Pflanzenlotto mit zahlreichen Spenden von Wasserpflanzenfreunden fand noch eine Versteigerung von einem mitgebrachten Wabi-Kusa, sowie einigen Exemplaren der seltenen und nicht im Handel erhältlichen Cryptocoryne purpurea statt. In 20-Cent-Schritten kämpften sich die Anhänger solcher Pflanzen bis über die Fünf-Euro-Marke hinaus.
Nächstes Treffen
Nach dreieinhalb sehr abwechslungsreichen Stunden ging um 16:30 Uhr eine sehr interessante Veranstaltung des Arbeitskreises Wasserpflanzen zu Ende. Zum Abschluss wies der Arbeitskreis-Vorsitzende noch auf die neuen Mitgliedsanträge (jetzt mit IBAN) sowie das nächste Treffen am 25. April 2015 mit dem Thema „Gartenteich – aus meiner Sicht“ von Karl Rössle aus Olching hin.