28. Januar 2023
Der Regionalgruppe ins Aquarium geschaut
Begrüßung
Die Regionalgruppe Bayern Süd des Arbeitskreises Wasserpflanzen hatte bei ihrem Treffen am 28. Januar 2023 gleich mehrere Premieren: Zum Einen stand gleich zu Beginn nach der Begrüßung des kommissarischen Leiters Jörg Corell die Frage im Raum, ob sich ein Freiwilliger findet, der die Leitung der Regionalgruppe übernehmen mag. Nach dem Rückzug des bisherigen RG-Leiters Walter Mißbichler hatte sich Jörg Corell zur vorübergehenden Leitung bereiterklärt, wurde nun aber offiziell als neuer Chef durch eine informelle Abstimmung bestätigt.
Die fünfzehn Anwesenden an diesem Samstagmittag hatten sich zudem erstmals in der neuen Versammlungsstätte, dem Gasthof „Drei Rosen“ in Dachau, eingefunden, nachdem der traditionelle Treffpunkt in der „Amperlust“ in Esting nicht mehr zur Verfügung stand.
Für die Präsentation der Bilder und Videos von sieben Wasserpflanzenfreunden kam schließlich die neue Leinwand zum Einsatz, da die bisherige doch schon ziemlich in die Jahre gekommen war.
Präsentation der Aquarien
Zunächst stellte Thorsten Stache sein 2014 eingerichtetes 300-Liter-Aquarium vor, dass er gebraucht in Nürnberg gekauft hatte. Mit seinen Maßen von 1m x 50cm x 60 cm fungiert es in seinem Wohnzimmer als Raumteiler. Eine Profilux-Beleuchtung, die computergesteuert funktioniert, simuliert alle Tageszeiten inklusive Mondlicht. Auf ähnliche Weise wird sowohl der pH-Werts als auch die CO2-Abschaltung gesteuert.
Eine Besonderheit seines Aquariums stellt die 12 cm hohe Quarzit-Terrasse dar, die er im leeren Aquarium befestigte, bevor er es mit schwarzem Basaltsplit befüllte. Die Bodengrundheizung (in Schleifen verlegtes Kabel) stellte sich im Nachhinein allerdings als Problem beim Umsetzen von tief wurzelnden Pflanzen heraus, da man immer Gefahr lief, mit der Pflanze auch das Kabel herauszuziehen. Gedüngt wird das Pflanzenaquarium mit einem selbstgemixten Spurenelemente- und NPK-Dünger.
Der Pflanzenbesatz wechselt ständig, da Thorsten natürlich immer bei unserem Pflanzenlotto mitmacht und die gewonnen „Schützlinge“ irgendwo unterbringen muss. Aktuell sind es Pflanzen der Gattungen Rotala (macranda und rotundifolia), Alternanthera, Heteranthera, Aponogeton (crispus, undulatus), Helanthium, Schismatoglottis und prächtige Solitärpflanzen wie die Nymphea (lotus ‚rot‘). Heimlicher Liebling ist Barclaya longifolia (spec. ‚Kambodscha‘), die immer wieder Blüten an die Wasseroberfläche schiebt.
Als nächstes wurde den Besuchern ein mehrere Meter langes Bachbecken vorgestellt, das Albert Schmid aus Landshut mit Osmosewasser betreibt und das als Bodengrund Sand aus dem Bayerischen Wald hat. Ohne Dünger wachsen dort Javamoos, verschiedene Cryptocorynen, Simse und Heteranthera. Bei einer Wasser-Gesamthärte von 2 kommt es hier zu gigantischem Pflanzenwuchs, der regelmäßig im Zaum gehalten werden muss.
Hans-Jochen Frank ist der dritte Referent dieses abwechslungsreichen Samstagmittags, der uns durch die komplette Neueinrichtung seines Aquariums letztes Jahr mitnimmt. Das Meterbecken mit einer Höhe und Breite von 50 Zentimetern ist mit einem Zajac-Bodenfluter über festgeklemmte Heizkabel versehen, die LED-Lichtsteuerung sorgt für natürliches Tageslicht. Den Filterauslauf des externen Filters hat Jochen mit einem Schwamm versehen, damit grobe Partikel gleich im Schwamm hängenbleiben. Dieser hält dann allerdings nur einen Monat, bevor er erneuert werden muss. Er zeigte uns in seiner Präsentation auch Tricks bei der Planung der Bepflanzung. Um das Muster vorzuzeichnen, wie er die Pflanzen anordnen will, hat er in den nur feuchten Kies Zahnstocher gesteckt. Zur Begrünung der Hinterwand mit Javamoos nutzte Jochen ein Gitter mit Saugnäpfen, auf das er das Moos mithilfe eines Haarnetzes fixiert. Er konnte beobachten, dass seine Kaiser-Tetra das Moos zur Revierbildung nutzten, ein guter Nebeneffekt. Auch bei seinen Wasserpflanzen hatte Frank Kurioses zu berichten: Nymphaea glomeratum beispielsweise blühte nur im Dunkeln, und selbst das nur kurz – ein Urlaub zu dieser Zeit wäre wirklich eine Schande gewesen! Die 5cm große weiße Blüte ist es aber wert, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen. Zudem fiel Jochen auf, dass N. glomeratum auf die Bildung von Schwimmblättern an der Oberfläche verzichtet hatte.
Tolle Effekte lassen sich auch durch die Gruppierung von verschiedenfarbigen Blättern erzielen: Cryptocoryne wendtii tropica braun und Cryptocoryne huderoi mit ihren grünen Blättern sind schön anzuschauen. Das trifft auch für Nymphaea micrantha zu, die dreifarbige Blätter (braun-grün-rot) besitzt. Der Referent konnte allerdings auch von Problemen mit manchen Pflanzen bezüglich des Besatzes berichten. Seinen Micrantheum- und Glossostigma-Pflanzen wurden den Amano-Garnelen die Blätter abgezupft, und zerfetzte Stängel übriggelassen.
Stefan Rohland zeigte uns seine zwei Wohnzimmer-Aquarien, in denen er neben Rotala rotundifolia und Wassernabel verschiedene Anubias-Arten hält.
Auch Regionalgruppenleiter Jörg Corell stellte kurz sein 60er- Becken vor, das er mit Osmosewasser betreibt und mit Dennerle-Salzen auf 340 bis 350 µS aufsalzt.
Als krönenden Abschluss zeigte uns ein Wasserpflanzen-Freund noch sein Wohnzimmer-Palludarium, dessen Daten schon beeindruckend sind: auf 4 Metern Länge sind über sieben Zentner Granit tropische Pflanzen verteilt, diverse Amphibien, wie Pfeilgiftfrösche erfreuen sich an der Vielfalt an Moosen und Tillandsien. Eine 16-düsige Sprühanlage sorgt für die nötige Feuchtigkeit. Wurde die nötige Wärme früher durch die Beleuchtung mit Leuchtstoffröhren gewährleistet, geben die heutigen LEDs nur noch einen Bruchteil davon ab.
Auch bei dieser Anlage gab es wiederum ein kurioses Detail zu beobachten: das unterschiedlich feingliedrige Moos wurde nur über andere Pflanzen eigeschleppt, die Lavasteine beispielsweise waren anfangs ohne Moos – jetzt treibt dort Javamoos! Ohne Moos nix los – an diesem Spruch ist wirklich was dran, denn die Moose werden umso feiner, je weniger Licht sie bekommen.
Ein 25 cm hohes 500-Liter-Aquarium rundet die Anlage nach unten hin ab.
Pflanzenlotto
Nach diesen wirklich interessanten und informativen Berichten ging es nach einer kurzen Verschnaufpause mit dem allseits beliebten und schon legendären Pflanzenlotto weiter. Mehrere Dutzend Preise, darunter einige Beutel mit Wasserpflanzen, aber auch anderes Nützliches wie CDs mit Anubias-Ausgaben, Caridina-Zeitschriften, Dünger, Wasseraufbereiter, Süßes und vieles mehr lagen bereit, um in einem abwechslungsreichen und mitunter lustigen Lotto gegen die insgesamt 400 Lose den Besitzer zu wechseln.
Vielen Dank an alle Anwesenden und Referenten für diesen gelungenen Nachmittag!